Rap-Workshop im Jugendhaus- Berliner Jugendprojekt zu Gast in Bad Bentheim
Im Jugendtreff des Unabhängigen Jugendhauses Bad Bentheim e.V. (UJH) läuft regelmäßig Deutschrap von Künstlern wie Capital Bra, Kontra K oder Haftbefehl. Mittlerweile sind Rapper regelmäßig in den Top 10 der Charts vertreten, auch wenn Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter deutschlandweit sehr besorgt über den Inhalt der Texte sind, in denen Frauen objektiviert und Kriminalität glorifiziert werden. „In der letzten Zeit haben wir gemerkt, dass Deutschrap auch in unserem Jugendtreff immer mehr Platz einnimmt. Ein grundsätzliches Verbot bestimmter Rapper wäre kontraproduktiv, deswegen haben wir uns entschieden mit den Jugendlichen über Textinhalte ins Gespräch zu kommen. Dabei sind wir Pädagogen jedoch an unsere Grenzen gestoßen und so sind wir auf den Rap-Pädagogen® Nico Hartung gekommen“ berichtet Jugendhausleiter Dennis Kley. Neben einem ersten Workshop im UJH mit den Jugendlichen hält Kley eine Fortbildung für Fachkräfte aus der Jugendarbeit für sinnvoll und wird dieses Vorhaben zeitnah mit Berufskollegen thematisieren.
Nico Hartung stammt aus Berlin und ist der Begründer des Tuned-Jugendrojektes. Er ist Sozialpädagoge und Sozialmanager, Lehrer und Tontechniker. Als Rapper „quadosch“, veröffentlichte er einige CD´s und Songs. Mit seiner Erfahrung aus der Jugendarbeit kreierte er das Projekt mit dem Wunsch „Soziale Arbeit und Spaß zu verbinden und gleichzeitig ein nachhaltiges Angebot zu schaffen“.
Ein erster Rap-Workshop mit Nico Hartung lief am vergangenen WE im Treff 10. Mit insgesamt neun Jugendlichen arbeitete der Berliner Pädagoge am Samstag und Sonntag zum Thema „Rap“. Zu Beginn wurde den Jugendliche die Entstehung der Hip Hop Kultur erklärt, über die Anfänge in den 70er Jahren in den USA mit Grandmaster Flash und über die Entwicklung in Deutschland zehn Jahre später mit Pionieren wie Advanced Chemistry bis hin zu den Rap-Millionären aus der Gegenwart um Capital Bra.
Nach der Einführung in die Geschichte der Hip Hop Kultur standen Reim- und Rhytmusübungen sowie der Aufbau von Texten auf dem Programm, denn Ziel des Workshops war es einen eigenen Song zu produzieren. „Inhaltlich haben wir uns für das Thema Krise entschieden und dann darüber gesprochen, welche Krisen wir bereits selber kennengelernt haben. Stichpunkte wie Gesundheit, Krieg und Familie dienten als Orientierungspunkte für unsere Texte“ erklärte Igor Ferenc (16) aus Bad Bentheim. Mit Hilfe von Nico Hartung und seinem mobilen Tonstudio wurden die Texte ins Mikro gerappt und aufgenommen, in zehn Tagen bekommt die Gruppe dann ihren ersten eigenen Rapsong aus Berlin zugeschickt. Da einige der Jugendlichen bereits im Vorfeld eigene Deutschrapsongs produziert hatten, nutze Nico Hartung die Möglichkeit diese Texte zu analysieren und den Jugendlichen ihre Möglichkeiten und Stärken aufzuzeigen.
Burak Katar (21) arbeitet als Honorarkraft im Jugendtreff und wird ab Sommer Soziale Arbeit studieren. Er kennt die UJH-Besucher und ihre musikalischen Idole sehr gut und hat aus beruflichen Gründen an dem Workshop teilgenommen. „Hip Hop und Deutschrap als Jugendkultur wirkt oft negativ behaftet, ich glaube jedoch, dass es eine hervorragende Möglichkeit ist mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und Beziehungen zu stärken.“
Der Rap-Workshop wurde gefördert von der Kreisjugendpflege des Landkreises Grafschaft Bentheim.